Mehrheiten-Minderheiten-Topographien

Topographien jüdischer und christlicher Minderheiten in Niedersachsen im historischen Vergleich

Synagoge in Celle

Ausgehend von den Ergebnissen und Forschungsansätzen des Projekts zur jüdischen Topographie Niedersachsens schließt sich ein weiteres Projekt zwischen dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und der Bet Tfila – Forschungsstelle an. Das Forschungsprojekt untersucht die Ansiedlung religiöser Minderheiten und deren räumlich-städtebaulicher Verbreitung innerhalb bestehender und sich entwickelnder Siedlungsstrukturen. Während sich frühere Forschungen phänomenologisch und historiographisch mit einzelnen Religionen bzw. Städten oder Regionen beschäftigten, fragt unser Projekt mit einem kritisch-vergleichenden Ansatz erstmals nach einer Zusammenschau aller religiösen Minderheiten-Gemeinden in unterschiedlich christlich geprägten Mehrheitsgesellschaften. Als Minderheiten verstehen wir zum Beispiel Lutheraner, Hugenotten, Mennoniten, Katholiken und Juden – natürlich im jeweiligen Kontext.

Betrachtet werden Ansiedlungen seit dem Dreißigjährigen Krieg und deren Entwicklung über die „Franzosenzeit“ bis zum Ersten Weltkrieg. Anhand von vier Ortsstudien – das werden voraussichtlich Neustadtgödens, Lingen/Ems, Celle und Wolfenbüttel sein – erarbeitet das Projekt eine Übersicht über die erhaltenen bzw. archivalisch nachweisbaren baulichen Strukturen wie Kirchen, Synagogen, Schulen, Friedhöfe genauso wie Wohnhäuser und Betriebe. Besonderer Fokus liegt zum einen auf deren Gestaltung und stadträumlicher Verteilung und zum anderen auf den Veränderungen der Topographien im Kontext unterschiedlicher rechtlicher, ökonomischer und sozialer Rahmenbedingungen, die für die einzelnen Minderheiten und in den unterschiedlichen Regionen je nach Zeitschicht stark differierten. Das Projekt nimmt die baulichen Strukturen und ihre topographischen Netzwerke als Indikatoren für Phänomene der Akkulturation und des Austauschs der Minderheiten mit der Mehrheitsgesellschaft bzw. deren Abgegrenztheit: Welche „Sichtbarkeit“ war wann und an welcher Stelle möglich, gewünscht oder unerwünscht? Was sagen Verschiebungen und Wandlungen über die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Minderheiten aus? Das Projekt zielt auf eine Monographie zur räumlichen Entwicklung der Minderheiten-Topographien zu den vorgenannten Städten ab. Auch fließen die Ergebnisse in den „Denkmalatlas.Niedersachsen“ ein.

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