Niedersachsen – Eine jüdische Topographie
Das Projekt „Niedersachsen – eine jüdische Topographie“ verfolgt das Ziel, die zahlreichen Orte und Objekte jüdischen Lebens in ihrer historischen Entwicklung erstmals als „Landschaft“ jüdischer Kultur und Geschichte zu rekonstruieren und sichtbar zu machen. Grundlage ist eine umfassende Lokalisierung, Erforschung und Dokumentation der erhaltenen und verlorenen Einrichtungen jüdischer Gemeinden, die seit der Neuzeit bis in die Gegenwart entstanden sind.
Die rund 160 nachweisbaren historischen jüdischen Gemeinschaften auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen unterhielten eine bislang nicht genau ermittelte Anzahl religiöser, sozialer und kultureller Einrichtungen – Synagogen, Betsäle, Ritualbäder, Friedhöfe, Schulen, Alters- und Kinderheime, Krankenhäuser, Gemeindehäuser und vieles mehr. Die seit 1945 wieder erstandenen jüdischen Gemeinden richteten entweder ältere Bauwerke für ihre Zwecke her oder ließen neue Synagogen, Gemeindezentren und Friedhöfe errichten. All diese insgesamt über 1.000 Einrichtungen, ihre Lage und (Un-)Sichtbarkeit, ihre bauliche Gestalt und ihre historischen Verlagerungen, ergeben das Bild der sich wandelnden „Topographie“ einer kulturell-religiösen Minderheit, das erst im Kontext zu zentralen Orten der Mehrheit bzw. des Austauschs zwischen Minderheit und Mehrheit (Kirchen, Marktplätze, Rathäuser…) verstanden und interpretiert werden kann. Die jüdische Topographie wird damit zum Spiegelbild des historischen Zusammenlebens der jüdischen und der nicht-jüdischen Bevölkerung und der sozioökonomischen Bedingungen, unter denen die Minderheit lebte und lebt. Sie vermittelt auch ein Bild der Verfolgungen und Zerstörungen, indem sie die Verluste jüdischen Erbes sichtbar macht. Gleichzeitig zeigt sie, an welchen Orten jüdisches Leben nach der Shoah wiederentstanden ist. Die erforschten Orte und Objekte jüdischer Kultur werden auf der Basis des gerade entstehenden Digitalen Denkmalatlas Niedersachsen des NLD publiziert.
Im Kontext dieses Projektes steht die 5th International Conference on Jewish Architecture "Jewish Topographies". Lesen Sie mehr…