Jüdische Gemeinden nach der Schoa

Jüdische Gemeinden nach der Schoa – Religiöse Praxis, Objekte und Räume als Spiegel von Traditionen und Transformationen

Gottesdienst in der Synagoge in BraunschweigIn einem gemeinsamen Projekt untersuchen vier Forschungseinrichtungen gemeinsam und interdisziplinär den Neubeginn jüdischen Lebens in Deutschland nach der Schoa, wie er sich in Objekten, Räumen und religiösen und musikalischen Praktiken widerspiegelt. Anhand der zahlreichen in jüdischen Gemeinden, Museen oder im Privatbesitz erhaltenen Objekte möchte das Team die religiös-liturgische Praxis und ihre Veränderungen nachvollziehen. Solche Objekte können zum Beispiel sein: Gebetbücher, Noten, Musikinstrumente (z. B. Orgeln etc.), Toraschreine mit ihren Vorhängen, Bimot, Gestühle und Betpulte, aber natürlich auch Torarollen, Toraschmuck und andere Ritualobjekte bis hin zu den Räumen, in denen Gottesdienste stattfanden und -finden (provisorisch genutzte Betsäle oder Synagogen) mit ihrer Gestaltung (Wandmalerei, Glasfenster etc.). Historische Ton- und Filmdokumente (Aufnahmen synagogaler Musik etc.), Alltagsgegenstände, Zeitungsberichte und andere Publikationen, Bild-bestände (Fotoalben), historische Interviews und autobiografische Zeugnisse bieten ebenfalls Aufschluss über das religiöse Gemeindeleben seit 1945.

Ziel des Forschungsprojekts ist es, die jüdischen Gottesdiensträume und ihre liturgisch-musikalische Praxis in Deutschland nach 1945 abzubilden, zu analysieren und zu interpretieren. Fragen, inwieweit architektonisch-räumliche sowie musikalisch-liturgische Traditionen aus der Zeit vor der Schoah in den Nachkriegsgemeinden weiter gepflegt wurden, wie durch den Kulturkontakt z. B. in den DP-Camps neue jüdisch-musikalische, architektonische und künstlerische Formen entstanden sind und inwieweit religiöse Praxis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Migrationsbewegungen geprägt wurde, stehen dabei im Mittelpunkt. Die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojektes, das noch bis 2021 läuft, sollen schließlich in einer Ausstellung präsentiert werden.